08.02.11

Debatte um flexible Arbeitszeitgestaltung

Viele Frauen, die Mutter geworden sind haben es ganz schön schwer mit der Rückkehr an den Arbeitsplatz. Es geht darum, dass in der Generation zwischen 20 und 40 Jahren, also in der Zeit in der sich die meisten Frauen für Kinder entscheiden, meist nur befristete Arbeitsverhältnisse möglich sind. Vielleicht bilden Juristen und Ärzte eine Ausnahme, aber in den meisten Berufen, ob in einem sozialen, kulturellen oder sogar journalistischen Umfeld ist das gängige Praxis. Dies hat meist eine dramatische Benachteiligung von Müttern oder Eltern in der Berufswelt zufolge.


Es geht hier nicht nur um flexible Arbeitszeiten per Gesetz. Denn flexible Arbeitszeiten können nur diejenigen wirklich einklagen, die fest angestellt sind. Dagegen stehen viele Elternteile, meist Mütter, die in zeitlich befristeten Verträgen angestellt sind. In der Praxis sieht das dann so aus. Die Mütter werden schon während ihrer Schwangerschaft unter Druck gesetzt, eine möglichst kurze Auszeit zu nehmen z.B. mit der Argumentation, es könne keine Elternzeitvertretung für einen längeren Zeitraum organisiert werden. Die Elternzeit zu verlängern kann ebenso schwierig werden. Kündigungen in der Elternzeit sind auch keine Seltenheit. Zum Schluss folgt dann der Hinweis auf die - möglicherweise sehr ungünstigen - Arbeitszeiten, die so vor der Schwangerschaft vertraglich vereinbart worden seien. Klage sinnlos, denn es droht eine Nichtverlängerung des Arbeitsvertrages. So haben alle bislang geschwiegen.

Bewerbung von Frauen besonders erwünscht scheint nicht so ganz zu stimmen. Das ist das eigentliche Problem bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, denn es sollte heißen Karriere mit Kind und nicht Karriere trotz Kind. Es geht nicht darum, weniger Geld zu haben, wenn man Kinder bekommt. Es geht darum, wieder am Arbeitsleben teilhaben zu können und trotzdem Zeit für seine Kinder zu haben.

Eltern, die sich in einem vernünftigen Maß um ihre Kinder kümmern wollen, werden im Berufsleben durch befristete Arbeitsverträge extrem benachteiligt, weil geltendes Recht durch Einschüchterung umgangen wird. Bislang scheinen sowohl Politiker aller Fraktionen als auch die Medien die gesellschaftliche Brisanz dieser gängigen Arbeitsgeberpraxis noch nicht erkannt zu haben. 



03.02.11

Gentrifizierung in Berlin - Tagesthema

Kompliment für Joachim Rüetschi für seinen Tagesthemen Beitrag vom 02. Februar 2011 "Gentrifizierung in Berlin."



Vergleiche dazu meinen Beitrag vom Sommer 2010 anlässlich 20 Jahre Hausbesetzung in der Rigaer Straße in Friedrichshain.



Aber eines darf man bei diesem Liebig14 Hype nicht vergessen. Es gibt in Friedrichshain zwei Sorten Hausbesetzer. Die einen, wie Blase, denen es wirklich um die Erhaltung eines alternativen Kiezes geht und um niedrige Mieten.Die haben es aber auch gewaltlos und über langwierige Verhandlungen mit dem Senat geschafft. Ergebnis: Saniertes Haus, günstige Miete und das im Herzen Berlins. Die anderen Hausbesetzer, dazu zählen auch einige im Umkreis der Liebigstraße, ziehen ein, ziehen aus und man fragt sich, inwiefern sie sich wirklich für das Haus. in dem sie wohnen, interessieren und einsetzen. Denn Gewalt, auch gegenüber der Bausubstanz ist keine Lösung. Aber Intersse und Einsatz für dauerhaft niedrige Mieten sind bitter nötig!

02.02.11

öffentlich-rechtliches Berichterstattungsfail #liebig14

Die Räumung des besetzten Hauses in der Liebigstraße 14 in Berlin-Friedrichshain ist eine Nachricht. Eine Nachricht, die mal locker im Handumdrehen es zum beliebtesten Twitterthema am heutigen 02. Feb. 2011 geschafft hat. taz, B.Z., Berliner Zeitung haben via Twitter und Live Ticker berichterstattet. Die Berliner Piratenpartei hat mit Kameras aus den Nachbarhäusern über justin.tv live gestreamt. Das klappte mehr schlecht als recht, denn die max. Kapazität von 500 Zuschauern war schnell überschritten. N24 hat dann ab mittag den Livestream direkt vor Ort übernommen. Im Netz hieß es dann schon "Der N24-Livestream zur #liebig14 Räumung istganz großes journalistisches Kino! http://bit.ly/lRmCx Da kann Al Jazeera einpacken"

Man kann also davon ausgehen, dass sich ziemlich viele Leute - nicht nur in Berlin - für dieses Thema interessiert haben und interessieren. Berichterstattung auf rbb-online - Fehlanzeige! Eine einzige Seite mit ein paar alten Beiträgen und einem statischen, nicht aktualisierten Text, liefert das Online Angebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Besonders bemerkenswert der Hinweis am Ende des Textes: "Dieser Beitrag gibt den Sachstand vom 02.02.2011 wieder. Neuere Entwicklungen sind in diesem Beitrag nicht berücksichtigt." Gut, im klassischen Fernsehen und Radio laufen die News. Aber gibt es nicht so etwas wie einen öffentlich-rechtlichen Informationsauftrag? Der gilt meines Wissens doch auch für die audiovisuellen Angebote im Netz. Dafür zahlen wir doch schließlich auch Gebühren, das sind 17,28 EUR GEZ Comuterabgabe für 3 Monate.

Wo ist also der rbb-livestream mit LIve Ticker auf rbb-online?

Räumung der Liebigstraße 14 - warum auch Anwohner auf der Straße sind

Livestream gegenüber der Liebigstraße 14 in Berlin-Friedrichshain. Das besetzte Haus wird geräumt. Anwohner und Nachbarn schütteln den Kopf: "Was das alles hier kostet. Die könnten das Geld doch viel besser einsetzen". Hundertschaften der Polizei sind aus der ganzen Republik angerückt, um die bevorstehende Eskalation sympathisierender Schwarzkapuzenträger aus ganz Europa aufzuhalten.



Was wollen die Bewohner der Liebig 14 eigentlich erreichen? Es geht um niedrige Mieten in Friedrichshain. Eigentlich in ganz Berlin. Der Berliner an sich wohnt ja zum Teil noch recht günstig mit seinem alten Mietvertrag in seiner Altbauwohnung. Wer aber umziehen will oder neu hierher zieht, der wundert sich. 80 Quadratmeter für 1000,- EUR sind bald der Normalfall. Topsaniert versteht sich. Die Entwicklung bei den Löhnen steht dazu in keinem Verhältnis. Friedrichshain brüstet sich Kiez der Kreativen und Medienschaffenden zu sein. Die allerdings eher nicht so viel Geld in der Tasche haben.




Günstig wohnen in Berlin kann dann mal so aussehen. Der Vermieter ist ein britischer Investmentfonds und wirbt auf Hochglanzwebseiten mit Top Investment in Berlin. Die Häuser allerdings werden heruntergewirtschaftet, die Mieten steigen trotzdem oder die Wohnungen werden vorzugsweise an WGs überteuert vermietet. Come and Go, das hebt den Mietpreis und die Rendite. Aber genau das wollen sich eben nicht alle in Friedrichshain gefallen lassen und verstehen die Wut auf der Straße.

2012 soll die soziale Wohnungsbauförderung auslaufen. Eine Änderung im Bundesbaugesetz, die Mieterstruktur in den Kiezen zu schützen ist nicht geplant. Konkret heißt das, Investoren kaufen und sanieren. Und die Mieten werden weiter steigen.