17.12.10

Selbst das Toilettenpapier ist unter Geheimhaltungsstufe

Im Auswärtigen Amt gibt man acht auf seine Akten. Nur ein streng eingegrenzter Personenkreis hat Zugang zu vertraulichen oder gar geheimen Akten. Und wenn man dazu gehören will, braucht man sich über einen Hausbesuch vom Verfassungsschutz zur Überprüfung der Glaubwürdigkeit nicht zu wundern. Rechner ohne USB Eingänge, kein oder nur eingeschränktes Internet. Private Facebook Profile verboten. Handys müssen zwecks Abhörgefahr bei Sitzungen draußen bleiben. Ja, man munkelt, selbst das Toilettenpapier sei unter Geheimhaltung.



Das scheint in der amerikanischen Diplomatie grundsätzlich anders gewesen zu sein, zumindest wissen wir das seit der Veröffentlichung der diplomatischen Depeschen auf Wikileaks. In den USA haben Hunderttausende die Möglichkeit der Einsicht in geheime oder vertrauliche Akten. Diese werden garantiert nicht alle einer geheimdienstlichen Glaubwürdigkeitsprüfung unterzogen worden sein. Und schon gar nicht alle ausnahmslos auf Facebook und alle anderen sozialen Netzwerke verzichtet haben. Der Zugang zum Internet war z.B. bei der US Air Force voll möglich. Die Nutzung von USB Schnittstellen auch.

Wie um alles in der Welt kommt man dann auf die Idee, Wikileaks und vor allem sein Sprecher, Julian Assange, könnten auch nur annähernd Schuld daran tragen, wenn geheime Dokumente der US Außenpolitik in die Öffentlichkeit geraten. Geheimnisverrat betreiben andere, aus welchen Gründen auch immer. Aber wenn ich etwas geheim halten will, dann bestimmt nicht bei einem Personenkreis von mehreren hunderttausend Menschen.

Und wie schon in der alten griechischen Tragödie gilt der Lehrsatz: "Don't blame the messanger."

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